Weinort Klüsserath: Dorfplatz mit Gerichtslinde
Dieser idyllische Platz mit dem Brunnen unter der alten Linde direkt vor dem heute verschwundenen Zufahrtstor in den tiefer gelegenen Burgbereich dürfte schon im Mittelalter das Zentrum der Dorfgemeinde gewesen sein. Interessant sind vor allem die beiden zeitlich nicht einzuordnenden konischen Sandsteinpylone unter dem Baum: Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie einmal als Markierung einer Gerichtsstätte gedient haben. Immerhin waren die Bürger von Klüsserath spätestens seit dem 16. Jahrhundert im Besitz eines Drittels der sogenannten Hochgerichtsbarkeit, d. h. sie hatten – was äußerst selten war – ein Mitspracherecht bei der Verhandlung schwerer Verbrechen, die ansonsten ausschließlich Sache des Landesherren waren. Auch die traditionelle Bezeichnung der alten Linde als Gerichtslinde weist in diese Richtung. Tatsächlich sind in ihrem Stamm die Reste einer fast vollständig eingewachsenen Kette mit Handfesseln zu sehen. Aus zwei Sandsteintrögen und einer klassizistischen Säule gebildete Brunnen erinnert an die Tradition der mittelalterlichen Brunnen- und Waschhäuser, die bis ins 20. Jahrhundert hinein lebendige Mittel- und Treffpunkte des dörflichen Lebens gewesen sind.